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Wie fühlen sich Wehen an?

Fast jede Schwangere fragt sich: Wie werde ich die Geburt erleben? Wie werde ich mit den Wehen zurechtkommen? Weil jede Geburt individuell ist, gibt es darauf keine pauschale Antwort. Es kann aber beruhigend sein zu wissen, was Wehen überhaupt sind und wie sie sich im Verlauf der Geburt verändern.

Wehen – nicht bei jeder Frau gleich

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Bei dem deutschen Wort „Wehe“ denkt man gleich an Schmerz. Aber nicht jede Wehe fühlt sich gleich an. Manche Wehen erlebt die Frau bei der Geburt nur als leichten Druck, andere als intensivsten Schmerz. Wie Gebärende die Wehen und die damit verbundenen Schmerzen empfinden, hängt zum großen Teil auch von der Situation ab. Als besonders unangenehm werden Schmerzen dann erlebt, wenn man sich gestresst und hilflos fühlt, die Kontrolle verliert und schlimme Befürchtungen hat. Deswegen wirkt es sich positiv auf das Schmerzempfinden aus, wenn eine Hebamme und/oder eine Vertrauensperson die Geburt sicher und zugewandt begleitet. Außerdem kann das individuelle Schmerzempfinden ganz unterschiedlich ausgeprägt sein. Schmerzen, die manche Gebärenden noch gut bewältigen, empfinden andere als grenzwertige Belastung.

Wie schmerzhaft eine Geburt allgemein verläuft, ist von vielen weiteren Faktoren abhängig, zum Beispiel von der Kraft und der Wirkung der Wehen, von der Lage des Kindes, der Dauer der Geburt oder der Elastizität der Geburtswege.

Wichtig ist, dass die Gebärende auf ihren Körper hört und selbst entscheiden kann, welche Schmerzen für sie auszuhalten sind und wann schmerzlindernde Maßnahmen nötig sind. Geburtshelferinnen und Geburtshelfer sollen die Frau bei dieser Entscheidung mit ihrem Fachwissen unterstützen, ohne sie unnötig zu beeinflussen. Mehr Informationen zum Umgang mit Schmerzen während der Geburt finden Sie im Text „Mit oder ohne Medikamente – wie können Wehenschmerzen gelindert werden?“.

Was passiert bei Wehen im Körper?

Wehen entstehen dadurch, dass sich die Muskulatur der Gebärmutter zusammenzieht. Sie geben bei der Geburt einen Rhythmus vor: Phasen der Anspannung und Entspannung der Gebärmutter wechseln sich ab. Genau dieser Wechsel bringt die Geburt mit jeder Wehe voran und ermöglicht es gleichzeitig, sich auf den Rhythmus von Wehe und Wehenpause einzulassen und eine Wehe nach der anderen zu verarbeiten. Das Besondere an Geburtswehen ist, dass der Schmerz meist augenblicklich vergeht, sobald die Wehe vorbei ist. Nur Rückenschmerzen sind manchmal auch zwischen den Wehen da. Es ist hilfreich, sich bewusst zu machen, dass jede Wehe ein Stückchen des Weges zur Geburt des Babys bedeutet. Und: Die Pause ist meist doppelt so lang wie die vorangegangene Wehe.

Zusammen mit dem langsam immer tiefer ins Becken rutschenden Kind bewirken die Wehen, dass sich der ganze Geburtsweg ausreichend dehnt. Es kommt zur Ausschüttung von schmerzhemmenden körpereigenen Stoffen („Endorphine“ und „Enkephaline“). Zudem wird das Wehenhormon Oxytocin verstärkt freigesetzt, was die Kraft der Wehen verstärkt.

Vorwehen – erste Vorboten der Geburt

In den letzten Tagen der Schwangerschaft bereitet sich der Körper auf die Geburt vor. In dieser Zeit kommt es bereits zu sogenannten Vorwehen. Viele Frauen berichten, dass sich diese Wehen wie Menstruationsbeschwerden anfühlen: ein dumpfes Ziehen im Unterbauch, oftmals seitlich bis in den Rücken ziehend.

Solange die Wehen noch unregelmäßig und eher leicht sind, ist es sinnvoll zu Hause zu bleiben. Versuchen Sie am besten, sich abzulenken. Atemübungen, ein warmes Bad oder Massagen können die Schmerzen in dieser Phase lindern. Viele Hebammen empfehlen ein warmes Bad als Test dafür, um welche Art von Wehen es sich handelt: Ihrer Erfahrung nach sollen sich Vorwehen durch ein warmes Bad beruhigen, Geburtswehen stärker werden.

Manchmal lassen die Wehen nach einiger Zeit wieder nach. Wenn möglich, legen Sie sich hin und versuchen Sie, zu ruhen oder etwas zu schlafen. Dadurch sammeln Sie Kraft für später. Manchmal geht es erst ein paar Stunden später oder erst am nächsten Tag weiter.

Vorwehen machen den Muttermund langsam geburtsreif. Sie sind unregelmäßig, ziemlich kurz und relativ leicht, sodass man sich während der Wehe noch unterhalten kann. Sie können einige Stunden anhalten und dann wieder nachlassen.

Geburtswehen, die zur Eröffnung des Muttermunds führen, kommen regelmäßiger, etwa alle fünf bis zehn Minuten. Sie dauern etwa eine Minute und sind so kräftig, dass man sich aufs Atmen konzentrieren muss.

Als Faustregel gilt: Wenn Sie das erste Kind erwarten und die Wehen etwa eine Stunde lang regelmäßig alle fünf Minuten kommen, etwa eine Minute dauern und der Schmerz so stark ist, dass Sie sich während einer Wehe nicht mehr ablenken können. Ab dem zweiten Kind gilt das, wenn die Wehen alle 10 Minuten regelmäßig kommen. Ist der Geburtsort weit entfernt, sollten Sie etwas mehr Zeit einplanen. Gehen Sie in ein Geburtshaus oder planen Sie eine Hausgeburt, sollten Sie dann die Hebamme telefonisch informieren. Ein Anruf in der Klinik ist in der Regel nicht erforderlich. Aber erkundigen Sie sich dazu bei Ihrer Wunschklinik.

Immer wieder gibt es Berichte von Frauen, die wenig oder keinen Schmerz bei der Geburt erlebt haben. Wie stark Schmerzen bei der Geburt empfunden werden, hängt von vielen Faktoren ab, etwa vom Verlauf und den äußeren Umständen der Geburt oder von der individuellen Schmerzwahrnehmung. Es ist weder vorauszusehen noch planbar, wie man die Geburt erleben wird. Daher ist es gut, sich vorher zu informieren, wie man mit Wehen umgehen kann und welche Möglichkeiten der Schmerzlinderung es gibt.

Eröffnungswehen – Wenn die Geburt losgeht

Wenn die Wehen kräftiger werden, regelmäßig im Abstand von ungefähr fünf bis zwanzig Minuten kommen und etwa eine Minute oder länger dauern, handelt es sich um „Eröffnungswehen“. Nun wächst die Gewissheit: Die Geburt beginnt.

Frauen beschreiben den Schmerz oft als krampfartig, scharf, pochend oder einschießend, oft mittig oder seitlich im Unterbauch oder in den Rücken ziehend. Dass es sich um Eröffnungswehen handelt, merken Sie daran, dass Sie sich nicht mehr ablenken oder unterhalten können. Ganz automatisch konzentrieren Sie sich nun auf die gerade anrollende Wehe.

Wenn Sie in einen Rhythmus von Wehe und Pause, von Anspannung und Entspannung hineingefunden haben, vergehen die nächsten Stunden für Sie wahrscheinlich ohne klares Zeitgefühl. Sie sind ganz bei sich, die Wahrnehmung der Umgebung ist eingeschränkt.

Austreibungs- und Presswehen – jetzt ist es fast geschafft

Ist der Muttermund vollständig geöffnet, verändern sich die Wehen noch einmal und der Druck nimmt zu. Die Wehen kommen allmählich häufiger, und das Kind rutscht mit jeder Wehe tiefer ins Becken. Diese Wehen heißen „Austreibungswehen“. Der zunehmende Schmerz hängt mit dem Druck und der Dehnung im umliegenden Gewebe des Beckens zusammen. Drückt das Baby schließlich auf den Beckenboden, löst dies einen unwillkürlichen, kaum beherrschbaren Pressdrang aus. Das bezeichnet man als Presswehen. Es handelt sich dabei um die heftigsten Wehen. Diese Kraft ist aber nötig, um das Baby Stückchen für Stückchen vorwärts zu schieben. Durch aktives Mitpressen können Sie die Pressphase etwas verkürzen.

Genau in dieser Schlussphase kommen viele Gebärende an ihre Grenzen. Wenn die Wehen immer stärker und häufiger werden, zweifeln viele Frauen, ob sie die Geburt wirklich schaffen. Hebammen, Ärztinnen und Ärzte wissen aber aus Erfahrung: Dann steht die Geburt des Kindes meist unmittelbar bevor – und es ist bald geschafft.

Ganz am Ende, wenn das Köpfchen schon in der Vagina zu sehen ist, geht der Druck auch in der Wehenpause nicht mehr weg. Die Dehnung der Vagina kann jetzt als Brennen empfunden werden. Mit jeder Wehe schafft sich das Baby den Platz, den es braucht. Die außerordentlich dehnbare Muskulatur der Vagina und des Beckenbodens gibt immer mehr nach, damit der Körper des Kindes nach außen rutschen kann. Dann ist es geschafft: Das Baby ist da! Mit der Geburt des Kindes lässt der Schmerz schnell nach.

Warum gibt es nach der Geburt noch Wehen?

Auch wenn das Baby nun auf der Welt ist, sind die Wehen nicht ganz vorbei. Bei den „Nachgeburtswehen“ zieht sich die Gebärmutter im Abstand von zwei bis drei Minuten zusammen, um die Plazenta auszustoßen. Die ausgestoßene Plazenta heißt auch Nachgeburt. Diese Wehen sind aber deutlich schwächer als die Wehen zuvor und enden ungefähr 10 Minuten, nachdem die Nachgeburt gekommen ist.

Viele Frauen spüren auch einige Tage nach der Geburt noch gelegentlich Wehenschmerzen. Das liegt daran, dass die Gebärmutter sich durch Kontraktionen langsam wieder zu ihrer ursprünglichen Größe zusammenzieht. Diese „Nachwehen“ können sich während des Stillens verstärken. Dann schüttet die Frau das Hormon Oxytocin aus und fördert damit das Zusammenziehen der Gebärmutter. Schmerzhaft sind die Nachwehen vor allem bei Frauen, die schon mehrere Kinder geboren haben. Man vermutet, dass ihre Gebärmutter größer ist als bei Erstgebärenden und sie sich deswegen auch stärker zusammenziehen muss.

Stand: 18.09.2023